Elektroautos gelten als umweltfreundliche Alternative zu herkömmlichen Verbrennern – doch wie steht es um ihren Energieverbrauch im Alltag? Offizielle Angaben der Hersteller unterscheiden sich manchmal von der Praxis. Denn Faktoren wie Fahrstil, Wetter oder Streckenprofil beeinflussen den tatsächlichen Stromverbrauch spürbar. Hinzu kommen regionale Unterschiede bei den Strompreisen, die maßgeblich die Betriebskosten bestimmen. In diesem Artikel werfen wir einen genauen Blick auf den realen Energieverbrauch von Elektroautos, vergleichen Stromkosten und zeigen praktische Tipps, wie E-Auto-Fahrer beim Laden bares Geld sparen können.
Ein Elektroauto verbraucht durchschnittlich 15 bis 25 kWh Strom auf 100 Kilometer. Diese Werte variieren aber je nach Fahrzeugmodell, Fahrweise und äußeren Bedingungen. Generell hängt der Stromverbrauch eines E-Autos von folgenden Faktoren ab:
Hersteller müssen bei ihren Fahrzeugen Verbrauchswerte angeben. Diese ermitteln sie in standardisierten Messverfahren wie dem Worldwide harmonized Light Duty Test Procedure, kurz WLTP. In diesem 30-minütigen Test müssen alle erhältlichen Motor-Getriebe-Kombinationen untersucht werden. Dazu zählt auch die Überprüfung von Sonderausstattungen, da diese das Gewicht und die Aerodynamik des Fahrzeugs individuell beeinflussen. Die Fahrzeuge fahren zudem auf einer 23,25 Kilometer langen Teststrecke bei einer für Europa geltenden Durchschnittstemperatur von 14 Grad Celsius.
Solche Vergleichstests sind gute Anhaltspunkte. Allerdings fahren die Autos im Test nur mit einer mittleren Geschwindigkeit von 46,5 Kilometern pro Stunde. Das Maximum von 130 km/h erreichen sie nur für wenige Sekunden.
Der WLTP-Test ist zuverlässiger und realistischer als sein Vorgänger, der NEFZ-Test. Trotzdem gibt es noch immer Unterschiede zwischen den Testergebnissen und den realen Fahrbedingungen. In der Regel fährt man zum Beispiel auf Autobahnen für längere Zeit viel schneller und auch die Außentemperatur ist in vielen Regionen mehrere Monate niedriger als 14 Grad. Der WLTP ist dennoch ein guter Anhaltspunkt für die Verbrauchswerte von E-Autos. Übrigens gilt er WLTP für alle Kraftfahrzeuge, nicht nur für Elektroautos.
Den Verbrauch eines E-Autos berechnet man mit einer einfachen Formel. Dazu teilt man die Batteriekapazität in Kilowattstunden durch die Reichweite in Kilometer. Das Ergebnis multipliziert man dann mit 100. Heraus kommt der Verbrauch in Kilowattstunden pro 100 km.
Formel: Batteriegröße (kWh) : Reichweite (km) x 100 = Verbrauch (kWh/100 km)
Sehen wir uns das am Beispiel VW ID.3 mit 77 kWh an:
77 (kWh) : 450 (km) x 100 = 17,1 (kWh/100 km)
Der VW verbraucht demnach 17,1 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Um die Stromkosten für diese Strecke zu berechnen, multipliziert man den Strompreis mit dem Verbrauch. Das ergibt die Kosten pro 100 Kilometer.
Formel: Strompreis (€/kWh) x Verbrauch (kWh/100 km) = Kosten pro 100 km (€/100 km)
Beispielrechnung für den VW ID.3 mit 77 kWh:
0,28 (€/kWh) x 17,1 (kWh/100 km) = 4,79 (€/100 km)
100 Kilometer mit dem VW ID.3 ergeben Stromkosten in Höhe von 4,79 Euro. Der Wert variiert natürlich je nachdem, wo und für wie viel Geld man tankt.
Zum Vergleich sehen wir uns einen vollelektrischen Familien-SUV von Kia an, den EV9. Die Batterie ist 99,8 kWh stark, die Reichweite im ADAC-Test lag bei 500 Kilometer.
99,8 kWh : 500 km x 100 = 19,96 (kWh/100 km)
Für die 100 Kilometer ergeben sich demnach folgende Stromkosten:
0,28 (€/kWh) x 19,96 (kWh/100 km) = 5,58 (€/100 km)
Mehr zu den Kosten auch hier: Elektroauto laden Kosten
Der Verbrauch eines E-Autos variiert je nach Situation. Sehen wir uns also einmal an, wie sich die Kosten ändern, wenn man viel, durchschnittlich oder eher selten mit dem Auto fährt und was man dafür im Vergleich zum Verbrenner an „Tankkosten“ spart.
Unsere Tabelle enthält pauschale Werte, die sich im Einzelfall stark voneinander unterscheiden können. Beim Verbrauch haben wir ebenfalls einen durchschnittlichen Wert verwendet, der sich je nach Fahrweise, Beladung und weiteren Faktoren ändert.
Gut zu wissen: Laut der Tagesschau tanken E-Autos zu Hause an der Elektroauto-Ladestation im Schnitt gut 48 Prozent günstiger als Benziner und 40 Prozent günstiger als Dieselfahrzeuge.
Stop-and-go ist beim Verbrenner ein echter Kraftstoff-Fresser. Beim E-Auto spart diese Rückgewinnung hingegen Strom. Aktiviert man die Rekuperationsbremse, hört der Motor auf, die Räder anzutreiben. Das Fahrzeug verzögert von selbst. Dabei agiert der Motor als Generator und erzeugt aus der kinetischen Energie der sich noch bewegenden Räder Strom. Dadurch wird die Batterie aufgeladen.
Wer sein Fahrzeug kurz vor der Fahrt noch einmal an die Wallbox anschließt, oder den Ladevorgang dementsprechend programmiert, fährt mit betriebswarmen Batterien los. Das senkt den Energieverbrauch.
Selbst produzierter Solarstrom kostet im Durchschnitt zehn Cent pro Kilowattstunde. Unterwegs an einer Ladesäule zahlt man 40 bis 60 Cent pro Kilowattstunde.
Wer mit zu niedrigem Reifendruck fährt, gibt den Reifen eine größere Auflagefläche auf der Straße und somit einen höheren Rollwiderstand. Das verbraucht mehr Strom und verringert auch die Reichweite des Elektroautos.
Viele Hersteller verbauen serienmäßig Wärmepumpen in ihren Fahrzeugen. Dadurch wird Heizen und Kühlen effizienter. Das erhöht die Reichweite.
Ein aktivierter Eco-Modus im Elektroauto reduziert die Motorleistung, drosselt oder schaltet andere energieintensive Funktionen ab. Das spart Strom und somit Zeit, in der man ansonsten wieder tanken müsste.
Wer ein E-Auto fährt, kann von der THG-Quote profitieren. Das bringt jährlich zwischen 100 und 120 Euro ein.