Autorin: Linda Jacobs
Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) sind Unternehmen, die den Stromtransport auf Höchstspannungsebene steuern. Sie sorgen dafür, dass elektrische Energie über große Entfernungen sicher und verlustarm durchs Land fließt – von Offshore-Windparks bis in die Städte. Dabei halten sie Netzfrequenz und Spannung stabil, gleichen Schwankungen zwischen Erzeugung und Verbrauch aus und ermöglichen die europäische Stromkopplung.
In Deutschland betreiben vier Unternehmen die überregionalen Stromautobahnen – auf Spannungsebenen von 220 oder 380 Kilovolt. Jeder ist für eine eigene Regelzone verantwortlich:
Sie koordinieren den Stromfluss undh die Systemführung: Dazu zählen unter anderem Lastflussberechnungen, Bilanzausgleich, Redispatch und der Einsatz von Regelleistung. Über 35.000 Kilometer Leitung verbinden die ÜNB Industrie, Großanlagen, Verteilnetze – und auch viele große PV-Freiflächenanlagen, etwa über Umspannwerke oder Direktanschlüsse.
Übertragungsnetze gelten als natürliche Monopole – also als Infrastrukturen, bei denen es nur einen Anbieter geben kann, weil parallele Netze technisch unsinnig und wirtschaftlich ineffizient wären. Deshalb reguliert die Bundesnetzagentur die Arbeit der ÜNB streng.
Seit 2009 gilt die Anreizregulierungsverordnung (ARegV). Sie legt eine Erlösobergrenze für jeden Netzbetreiber fest. Diese basiert auf betriebsnotwendigen Kosten, Effizienzzielen und einer moderaten Kapitalverzinsung. Ziel: hohe Versorgungssicherheit bei gleichzeitig schlanker Kostenstruktur.
Zur Kontrolle nutzt die Bundesnetzagentur regelmäßig Referenznetzanalysen, die reale mit modellierten Idealnetzen vergleichen.
Für jede Kilowattstunde Strom, die durch ihre Leitungen fließt, erheben ÜNB sogenannte Netzentgelte – etwa von Industrieanlagen oder Verteilnetzbetreibern. Diese geben die Kosten über ihre eigenen Entgelte an die Haushalte weiter. Die Netzentgelte unterscheiden sich je nach ÜNB. TenneT hat 2024 beispielsweise Netzentgelte in Höhe von 1,657 ct/kWh erhoben.
Auch wenn viele Haushalte nur das lokale Stromnetz wahrnehmen, profitieren sie direkt vom Beitrag der ÜNB – etwa durch eine stabile Netzfrequenz, kurze Ausfallzeiten und die sichere Einbindung von PV und Wärmepumpen.
Damit Windstrom aus Norddeutschland auch in Süddeutschland genutzt werden kann, müssen ÜNB große Energiemengen über hunderte Kilometer transportieren. Gleichzeitig müssen sie Schwankungen ausgleichen – etwa wenn PV-Anlagen bei Wolken plötzlich weniger einspeisen oder bei Sonne auf Hochtouren laufen.
Dafür nutzen die Betreiber unter anderem:
Mithilfe von Investitionen in neue Leitungen, Digitalisierung und smarter Netzführung schaffen die ÜNB die Grundlage für ein stabiles, klimafreundliches Stromsystem – und damit für eine erfolgreiche Energiewende.