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Energie-Lexikon
Redispatch 2.0

Redispatch 2.0

Aktualisiert:
31.07.2025
Lesezeit:
2 Minuten

Redispatch 2.0 ist ein Verfahren, mit dem Stromnetzbetreiber gezielt in die Einspeisung eingreifen. Sie können damit auf drohende Überlastungen reagieren, indem sie die Einspeisung einzelner Anlagen verringern oder erhöhen – je nach Netzsituation. Ziel ist es, das Stromnetz bei Engpässen über alle Netzebenen hinweg stabil zu halten.

Warum braucht es Redispatch 2.0?

Erneuerbare Energien wie Wind und Sonne entstehen nicht immer dort, wo sie gebraucht werden. Ein Beispiel: Im Norden weht viel Wind, der Strom wird aber im Süden verbraucht. Wenn die Übertragungsleitungen voll ausgelastet sind, können Netzbetreiber mit Redispatch 2.0 gegensteuern. Zum Beispiel, indem sie einzelne Anlagen drosseln oder hochregeln. So lassen sich Überlastungen vermeiden, ohne dass wertvoller Strom verloren geht.

Das Ziel: Erzeugte Energie soll möglichst dort genutzt werden, wo sie entsteht. Das schont das Netz und macht Investitionen in PV-Anlagen, Speicher und Wärmepumpen noch sinnvoller.

Wie funktioniert das neue Verfahren?

Seit Oktober 2021 gilt Redispatch 2.0 bundesweit. Es ersetzt den alten Redispatch, bei dem Anlagen bei Netzüberlastung einfach abgeregelt wurden. Jetzt läuft der Prozess strukturierter und transparenter ab. Denn mit Redispatch 2.0 wurden neue Regeln eingeführt, die das Verfahren vereinheitlichen:

  • Einheitliche Formate: Alle Eingriffe ins Netz müssen in standardisierten Formularen dokumentiert werden. So lassen sich Netzgrenzen leichter überbrücken.
  • Transparente Rollenverteilung: Es wird unterschieden zwischen dem Netzbetreiber, der eine Maßnahme vorschlägt, und dem, der sie umsetzt. Beide müssen ihre Daten getrennt melden.
  • Meldepflicht für Sondernetze: Auch Industrie- und Gewerbenetze müssen ihre Einspeisedaten übermitteln – das verbessert die Planung.

Beteiligt sind:

  • steuerbare Erzeugungsanlagen mit mehr als 100 Kilowatt Leistung (zum Beispiel größere PV-Anlagen)
  • konventionelle Kraftwerke
  • die Netzbetreiber auf allen Spannungsebenen

Die Datenübermittlung läuft digital über das zentrale Portal MonEDA der Bundesnetzagentur. Dort werden unter anderem Prognosen zur Einspeisung, zur Verfügbarkeit und zum geplanten Betrieb gemeldet.

Das Verfahren läuft in drei Phasen ab:

  1. Prognose: Die Netzbetreiber analysieren, wo Engpässe entstehen könnten.
  2. Maßnahme: Anlagen werden je nach Belastung im Netz gezielt geregelt.
  3. Abrechnung: Die Betreiber erhalten eine Entschädigung für den entgangenen Stromertrag (Ausfallarbeit).

Trotz dieser Fortschritte gibt es laut Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) weiterhin Herausforderungen – etwa bei der IT-Sicherheit, der Bilanzierung und der Integration neuer Marktteilnehmer. Die Bundesnetzagentur arbeitet deshalb an einer Weiterentwicklung des Verfahrens, damit Redispatch 2.0 künftig noch effizienter und zuverlässiger wird.

Was bedeutet das für PV-Anlagen und Wärmepumpen?

Größere PV-Anlagen, die steuerbar und direktvermarktet sind, müssen sich am Redispatch 2.0 beteiligen. Grundsätzlich gilt zwar Einspeisevorrang für Solarstrom – aber bei drohender Netzüberlastung darf dieser Vorrang vorübergehend eingeschränkt werden.

Das kann zum Beispiel an sehr sonnigen Tagen passieren, wenn viel Solarstrom erzeugt wird. In solchen Fällen wird die Einspeisung kurzfristig reduziert oder ausgesetzt. Das wurde auch im Solarspitzengesetz festgehalten.

Wärmepumpen profitieren indirekt: Sie lassen sich intelligent steuern und laufen idealerweise dann, wenn viel Strom aus erneuerbaren Quellen verfügbar ist – etwa mittags bei hoher PV-Leistung. Das entlastet das Netz und sorgt dafür, dass lokal erzeugter Solarstrom direkt vor Ort genutzt wird. Gemeinsam mit Stromspeichern hilft das, Überschüsse besser zu verteilen.

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