Autorin: Linda Jacobs

Zuletzt aktualisiert am:
14.5.2025

Hochspannung

Hochspannung ist ein Begriff aus der Elektrotechnik und bezeichnet elektrische Spannungen, die deutlich über dem haushaltsüblichen Bereich liegen. Genauer gesagt beginnt Hochspannung ab 1.000 Volt Wechselspannung (AC) oder 1.500 Volt Gleichspannung (DC) – so definieren es internationale Normen wie die IEC 60038 oder die VDE-Richtlinien. In Deutschland meint man damit in der Regel 110.000 Volt (110 kV), also 110 Kilovolt.

Hochspannung gehört zur sogenannten Hochspannungsebene – einer von vier Spannungsebenen im Stromnetz: Niederspannung (z. B. 230/400 V), Mittelspannung (z. B. 10–30 kV), Hochspannung (110 kV) und Höchstspannung (220–380 kV). Je höher die Spannung, desto effizienter lässt sich elektrische Energie über weite Strecken transportieren. Hochspannung spielt deshalb eine wichtigeRolle in der regionalen Stromverteilung – zum Beispiel zwischen Umspannwerken und Industriegebieten oder Stadtwerken.

Welche Rolle spielt Hochspannung im Stromnetz?

In der Netzstruktur Deutschlands ist die Hochspannungsebene der Netzebene 3 zugeordnet – also der dritten von insgesamt sieben Netz- und Umspannebenen. Diese Struktur zeigt, wie Strom über Spannungsebenen hinweg verteilt wird: von der Höchstspannungsebene über die Hochspannungsebene bis hin zu Mittelspannung und Niederspannung. Dabei übernehmen sogenannte Umspannwerke die Transformation von einer Spannungsebene zur nächsten. Die Hochspannung bildet hier das Bindeglied zwischen großräumigem Stromtransport und regionaler Verteilung.

Wo wird Hochspannung eingesetzt?

Gerade für große Photovoltaikanlagen gewinnt die Hochspannung an Bedeutung. Während typische PV-Anlagen auf Einfamilienhäusern meist in das Niederspannungsnetz einspeisen, erfolgt der Anschluss größerer Solarparks – etwa ab 10 Megawatt Leistung – direkt an die Hochspannungsebene. Das ist effizienter, weil so große Energiemengen mit geringeren Leitungsverlusten eingespeist werden können. Auch bei Freiflächenanlagen, Gewerbeparks oder Solarprojekten auf ehemaligen Konversionsflächen ist ein Hochspannungsanschluss oft die wirtschaftlich sinnvollste Lösung.

Neben PV-Anlagen betrifft das auch andere Technologien mit hohem Energiebedarf – etwa große Wärmepumpen, Kältezentralen oder Batteriespeicher. In Quartierslösungen, Schulen oder Gewerbeimmobilien sind zunehmend Wärmepumpensysteme im Einsatz, die nicht mehr über Mittelspannung oder Niederspannung angeschlossen werden können. Hier bietet die Hochspannungsebene genügend Leistung, um diese Systeme sicher und stabil zu betreiben. Die Planung und Umsetzung solcher Anschlüsse ist allerdings komplexer und erfordert eine enge Abstimmung mit dem Netzbetreiber.

Ist Hochspannung gefährlich?

Ein weit verbreitetes Missverständnis: Hochspannung wird oft mit gefährlichem Strom im Haushalt verwechselt. Dabei liegen die typischen Spannungen im Haushalt – 230 Volt oder 400 Volt Drehstrom – noch im Bereich der Niederspannung. Hochspannung beginnt technisch erst deutlich darüber. Man begegnet ihr selten direkt, denn sie verläuft meist über Freileitungen auf Hochspannungsmasten oder als Erdkabel zwischen Umspannwerken. Wegen der hohen Energiedichte gelten dabei strenge Sicherheitsabstände. Schon das bloße Annähern kann sogenannte Lichtbögen auslösen – das sind unkontrollierte elektrische Entladungen durch die Luft. Deshalb sind Hochspannungsbereiche klar gekennzeichnet und dürfen nur von geschultem Fachpersonal betreten werden.

Im Rahmen der Energiewende und des Netzausbaus bleibt Hochspannung ein wichtiges Element. Sie verbindet nicht nur die Höchstspannung mit der Mittelspannung, sondern ermöglicht auch den flächendeckenden Anschluss von Erzeugungsanlagen an das öffentliche Netz. Durch die Integration smarter Netztechnik kann die Hochspannungsebene künftig noch flexibler auf Lastschwankungen reagieren – ein wichtiger Schritt hin zu einem stabilen und klimafreundlichen Stromsystem.

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