Autorin: Linda Jacobs
Einspeisemanagement (kurz Eisman oder Einsman) ist die gezielte Regelung von Strom aus erneuerbaren Energien (EE) und Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) durch Netzbetreiber, wenn das Stromnetz überlastet ist. Im Oktober 2021 wurde sie durch den Redispatch 2.0 abgelöst. Die Maßnahme beruhte auf § 14 EEG und § 13 EnWG und wurde eingesetzt, wenn andere Eingriffe – etwa in konventionelle Kraftwerke – nicht ausgereicht haben.
Netzengpässe entstehen, wenn mehr Strom erzeugt als über das vorhandene Netz transportiert werden kann. Das passiert vor allem in Regionen mit viel Wind- oder Solarstrom – zum Beispiel im Norden Deutschlands bei starkem Windaufkommen. Wenn der Strom nicht schnell genug zu den Verbrauchszentren gelangen konnte, durften Netzbetreiber EE- und KWK-Anlagen vorübergehend herunterregeln. Allerdings nur, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Die Bundesnetzagentur hat die genaue Praxis im offiziellen Leitfaden dokumentiert.
Netzbetreiber konnten Anlagen in drei Stufen abregeln: auf 60 %, 30 % oder vollständig. Größere PV-Anlagen ab 100 kW mussten dafür mit Fernwirktechnik ausgestattet sein. Kleinere Anlagen verwendeten Funkrundsteuerempfänger. Für PV-Anlagen unter 30 kWp war alternativ eine feste Begrenzung erlaubt: Maximal 70 % der installierten Leistung durften dauerhaft eingespeist werden (§ 6 Abs. 2 EEG 2012). Das wird auch Wirkleistungsbegrenzung genannt.
Am 1. Oktober 2021 ist das klassische Einspeisemanagement durch den Redispatch 2.0 ersetzt worden. Seitdem erfassen Netzbetreiber alle steuerbaren Erzeugungsanlagen ab 100 kW in einem einheitlichen Verfahren. Das Ziel: Eingriffe systematisch und netzübergreifend zu koordinieren.
Im Gegensatz zum alten Modell wird Strom dabei nicht einfach abgeregelt, sondern gezielt umverteilt. Der Redispatch verändert also nicht die Menge, sondern den Ort der Einspeisung. Auch Blindleistung kann eingesetzt werden, um die Spannung im Netz stabil zu halten. Das ist Strom, der direkt im Stromnetz verbraucht wird und nicht zum Endverbraucher kommt.
Trotz neuer Regelungen bleibt das Thema Einspeisemanagement relevant – vor allem bei PV-Anlagen. Denn große Solaranlagen speisen je nach Wetter mal mehr, mal weniger ein. Das Stromnetz muss diese Dynamik ausgleichen. Und auch wenn das klassische Einspeisemanagement nicht mehr gilt, bleibt die Herausforderung bestehen. Um Netzengpässe zu vermeiden, braucht es mehr Netzausbau, smarte Steuerung – und möglichst wenig Abregelung. Eine mögliche Lösung: Ein virtuelles Kraftwerk.