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Sekundärregelleistung

Autorin: Linda Jacobs

Zuletzt aktualisiert am:
6.6.2025

Sekundärregelleistung

Die Sekundärregelleistung (SRL), auch als Sekundärreserve bezeichnet, sorgt im Stromnetz dafür, dass die Netzfrequenz nach kurzfristigen Schwankungen stabil bleibt. Sie greift immer dann, wenn die Primärregelleistung nicht ausreicht, um das Stromnetz zu stabilisieren. Damit trägt die Sekundärregelleistung zur Absicherung der Netzstabilität bei.

Wie funktioniert Sekundärregelleistung?

Die SRL muss innerhalb von fünf Minuten vollständig verfügbar sein und für mindestens 15 Minuten vorgehalten werden. Die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) aktivieren sie automatisch, wenn die Netzfrequenz über oder unter den Toleranzbereich von 50 Hertz gerät. Die Frequenzabweichung signalisiert ein Ungleichgewicht – etwa durch einen plötzlichen Verbrauchsanstieg oder einen Ausfall von Erzeugungsleistung.

Die Sekundärregelleistung kann sowohl positiv als auch negativ sein: Bei Unterversorgung wird zusätzliche Leistung ins Netz eingespeist (positive SRL), bei Überversorgung wird sie entnommen oder Erzeugung gedrosselt (negative SRL). 

Im Unterschied zur Primärregelung, die rein frequenzbasiert agiert, berücksichtigt die Sekundärregelung auch die Leistungsflüsse zwischen den Regelzonen. Das heißt: Sie gleicht nicht nur die lokale Frequenzabweichung aus, sondern auch Abweichungen von geplanten Austauschmengen zwischen Netzbetreibern. So stabilisiert sie das gesamte Verbundnetz.

Wer stellt Sekundärregelleistung bereit?

Bereitgestellt wird die SRL von flexibel steuerbaren Anlagen – etwa Pumpspeicherkraftwerken, Gasturbinen oder GuD-Kraftwerken. In den letzten Jahren sind aber auch virtuelle Kraftwerke mit Batteriespeichern, Biogasanlagen oder Blockheizkraftwerken hinzugekommen. Diese Einheiten sind digital mit den Leitstellen der Netzbetreiber verbunden und reagieren automatisiert auf Abrufsignale.

Auch Verbraucher können indirekt zur Frequenzstabilität beitragen – etwa durch Wärmepumpen, die in Zeiten geringer Netzlast betrieben werden, oder durch intelligente Steuerung von Ladeinfrastruktur. Smart Meter helfen dabei, Verbrauchsverhalten und Netzauslastung in Einklang zu bringen.

Aktivierung und Marktmechanismus

Die Vergabe der SRL erfolgt über eine gemeinsame Plattform der Übertragungsnetzbetreiber: regelleistung.net. Dort wird sie in einem transparenten Ausschreibungsverfahren in sogenannten Leistungspreis- und Arbeitspreisauktionen gehandelt. Der Leistungspreis vergütet die bloße Bereitschaft zur Bereitstellung, der Arbeitspreis die tatsächlich erbrachte Energie. Seit 2018 werden die Gebote kalendertäglich in vier-Stunden-Blöcken abgegeben, getrennt für positive und negative SRL.

Anbieter müssen ihre Anlagen vorqualifizieren lassen und technische Voraussetzungen erfüllen. Dazu zählt unter anderem, dass sie die angeforderte Leistung innerhalb von 30 Sekunden aktivieren können und bei Ausfall eine Redundanzlösung bereithalten. Die Einhaltung wird streng überwacht – bei Nichterbringung drohen Sanktionen.

Bedeutung für die Energiewende

Mit dem wachsenden Anteil wetterabhängiger Stromquellen wie Wind- und Solarenergie steigen die Anforderungen an die Netzstabilität. Prognosefehler, plötzliche Leistungseinbrüche oder Einspeisespitzen müssen zuverlässig ausgeglichen werden. Sekundärregelleistung spielt dabei eine wichtige Rolle: Sie hilft, kurzfristige Abweichungen abzufedern und die Frequenz auf dem Sollwert zu halten – eine Voraussetzung für die Versorgungssicherheit.

PV-Anlagen tragen indirekt zur Stabilisierung bei, wenn sie bei Überfrequenz automatisch ihre Einspeisung drosseln. Wärmepumpen oder Wallboxen können über zeitlich gesteuerten Strombezug Netzspitzen vermeiden. So entsteht ein intelligentes Zusammenspiel zwischen flexibler Erzeugung und gesteuertem Verbrauch – unterstützt durch digitale Messtechnik und automatisierte Netzregelung.

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