Autorin: Linda Jacobs

Zuletzt aktualisiert am:
6.6.2025

Residuallast

Die Residuallast beschreibt den Teil des Strombedarfs, der nicht durch Wind- oder Sonnenenergie gedeckt wird. Sie ergibt sich, wenn vom aktuellen Verbrauch die Einspeisung aus Photovoltaik- und Windkraftanlagen abgezogen wird. Der verbleibende Bedarf muss über andere Quellen gedeckt werden, zum Beispiel mit Hilfe flexibler Kraftwerke, Speicher oder steuerbarer Verbraucher.

Für den sicheren Netzbetrieb ist die Residuallast ein wichtiger Messwert. Denn sie zeigt, wie stark das Stromsystem auf eine flexible Erzeugung oder Lastverschiebung angewiesen ist – vor allem in Zeiten mit viel Wind und Sonne oder bei stark schwankendem Verbrauch.

Warum schwankt die Residuallast?

Stromverbrauch und Einspeisung aus erneuerbaren Energien verändern sich ständig, je nach Tageszeit, Wetter und Jahreszeit. Das sorgt dafür, dass die Residuallast teils stark schwankt.

Ein typisches Beispiel: An sonnigen Tagen mit hoher PV-Einspeisung fällt die Residuallast mittags auf ein Minimum. Abends, wenn die Sonne untergeht und gleichzeitig der Strombedarf steigt, nimmt sie schlagartig zu. Diese Dynamik stellt das Stromnetz vor Herausforderungen – besonders, wenn nicht genügend regelbare Erzeuger oder Speicher zur Verfügung stehen.

Bedeutung für Netzbetrieb und Versorgungssicherheit

Je stärker die Residuallast schwankt, desto mehr Flexibilität braucht das Netz. Denn: Angebot und Nachfrage müssen jederzeit im Gleichgewicht bleiben – sonst sinkt oder steigt die Netzfrequenz. Um das zu verhindern, setzen Übertragungsnetzbetreiber abgestufte Regelleistung ein.

Ein stabiler Netzbetrieb hängt also davon ab, wie gut sich auf Veränderungen der Residuallast reagieren lässt. Neben schnell regelbaren Kraftwerken sind dafür auch neue Technologien gefragt – etwa digitale Lastmanagement-Systeme in Haushalten und Betrieben, die den Stromverbrauch zeitlich verschieben können.

Auch Wärmepumpen, Wallboxen und PV-Speicher tragen dazu bei, Lastspitzen zu vermeiden und Schwankungen im Netz auszugleichen. Mit intelligenter Steuerung lassen sich diese Geräte gezielt in Zeiten hoher Residuallast betreiben oder abschalten – ganz automatisch.

Die Residuallast als Signal für Strommärkte und Netzausbau

Die Residuallast beeinflusst nicht nur die Netzstabilität, sondern auch die Strompreise. Wenn der Strombedarf kaum durch konventionelle Erzeugung gedeckt werden muss – etwa bei hoher Wind- und Solareinspeisung – fallen die Preise an der Strombörse. In einigen Fällen sind sie sogar negativ. Bei hoher Residuallast steigt der Preis dagegen deutlich an.

Diese Preissignale lassen sich künftig besser nutzen, um Verbrauch und Erzeugung zu steuern. Tarifmodelle, die sich an der Residuallast orientieren, könnten helfen, Strom dann zu nutzen, wenn er reichlich vorhanden ist – etwa zur Mittagszeit mit viel Solarstrom.

Auch beim Netzausbau ist die Residuallast wichtig. Sie zeigt, wie stark die Stromflüsse in bestimmten Regionen schwanken und wo zusätzliche Leitungen, Speicher oder Steuerungstechnik gebraucht werden. Der Netzentwicklungsplan der Bundesnetzagentur basiert unter anderem auf Residuallast-Prognosen für verschiedene Jahre.

PV, Speicher und Verbrauchssteuerung

Haushalte mit eigener Photovoltaikanlage und Batteriespeicher beeinflussen die Residuallast aktiv mit. Wer mittags möglichst viel Solarstrom selbst verbraucht oder einspeist, senkt die Residuallast im Netz. Wer abends gespeicherten Strom nutzt oder Geräte gezielt später startet, gleicht Lastspitzen aus.

Mit einem Smart Meter lässt sich der Verbrauch besser an die aktuelle Einspeiselage anpassen. Besonders bei Geräten wie Wärmepumpen oder Wallboxen kann das dazu beitragen, Netzengpässe zu vermeiden und Stromkosten zu senken.

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