Autorin: Linda Jacobs
Der Netzbetrieb ist der technische und organisatorische Betrieb von Stromnetzen, also den laufenden Betrieb, die Wartung und Steuerung der Netzinfrastruktur vom Übertragungsnetz bis zum Hausanschluss. Gesetzlich geregelt ist der Netzbetrieb in § 11 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). Für jedes Netzgebiet gibt es genau einen zuständigen Strom- oder Gasnetzbetreiber. Anders als den Stromanbieter können Verbraucher den Netzbetreiber nicht frei wählen – er ist an den Wohnort gebunden.
Der Netzbetreiber stellt den Anschluss an das Stromnetz her, sorgt für den zuverlässigen Betrieb der Leitungen und erhebt dafür sogenannte Netzentgelte. Diese sind im Strompreis enthalten und werden über den Stromversorger weitergegeben. Auf der Energierechnung ist der Netzbetreiber entweder namentlich oder in Form einer 13-stelligen Codenummer vermerkt – für Stromnetzbetreiber vergeben durch den BDEW und für Gasnetzbetreiber durch den DVGW.
Ein sicheres Stromnetz muss immer funktionieren – auch bei Störungen, Ausfällen oder Spitzenlasten. Netzbetreiber sind deshalb verpflichtet, ihr Netz regelmäßig zu warten, auszubauen und gegen Cyberangriffe zu sichern. Dabei greifen sie auf sogenannte Systemdienstleistungen zurück. Dazu gehören unter anderem
Früher haben vor allem zentrale Großkraftwerke diese Aufgaben übernommen. Heute kommen immer mehr dezentrale Energiequellen wie Solaranlagen, Batteriespeicher oder Wärmepumpen zum Einsatz. Die wachsende Zahl von Photovoltaikanlagen auf deutschen Dächern verändert die Lastverteilung und macht das Netz komplexer. Netzbetreiber müssen daher nicht nur neue Lastprofile ausgleichen, sondern auch auf wetterabhängige Erzeugung reagieren können.
Wichtig zu wissen: Auch steckerfertige PV-Anlagen müssen bei der Bundesnetzagentur angemeldet und korrekt angeschlossen sein, inklusive Zweirichtungszähler. Nur so kann überschüssiger Solarstrom sicher ins öffentliche Netz eingespeist und abgerechnet werden. Betreibe von Wärmepumpen oder Wallboxen wiederum sind auf eine stabile Netzspannung angewiesen – gerade in den Abendstunden.
Der Netzbetrieb ist einer der Schlüsselbereiche für die Versorgungssicherheit. Um das Netz vor digitalen Angriffen zu schützen, müssen Netzbetreiber den BSI-Sicherheitskatalog einhalten. Darin sind technische und organisatorische Maßnahmen für kritische Infrastrukturen geregelt – von der Meldepflicht bei IT-Störungen bis zur Pflicht zur Angriffserkennung.
Die Bundesnetzagentur reguliert den Netzbetrieb. Sie überwacht die Netzentgelte und prüft, ob Investitionen und Betrieb wirtschaftlich sowie diskriminierungsfrei erfolgen. Die rechtlichen Grundlagen dafür bilden das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) und die Anreizregulierungsverordnung (ARegV).
Die Digitalisierung und die Energiewende verändern den Netzbetrieb grundlegend. Durch den Einbau von Smart Metern und intelligenten Steuerungssystemen können Netzbetreiber Stromverbrauch, Einspeisung und Lastspitzen künftig noch besser ausgleichen. Das ist nicht nur für Netzbetreiber relevant, sondern auch für Haushalte mit Solaranlagen, Speichern oder Wärmepumpen. Intelligente Zähler ermöglichen flexible Tarife und helfen, das Netz effizienter auszulasten – etwa durch zeitversetztes Laden von E-Autos.
In der Roadmap Systemstabilität ist festgehalten, wie der Stromnetzbetrieb bis 2045 vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt werden kann. Dazu gehört auch die faire Kostenverteilung: Momentan wird diskutiert, ob auch Haushalte mit PV-Anlage künftig stärker an den Netzentgelten beteiligt werden, zum Beispiel über einspeiseabhängige Entgelte oder ein Grundnetzentgelt.