Autorin: Linda Jacobs
Ein Lastgang ist das Verbrauchsprofil eines Stromanschlusses. Er zeigt – meist im Viertelstundentakt –, wann wie viel Strom bezogen wurde und macht dadurch Muster im Energieverbrauch sichtbar. Solche Daten helfen nicht nur Netzbetreibern, sondern auch bei der Planung von PV-Anlagen, der Steuerung von Verbrauchern und der Bewertung von Eigenverbrauch und Autarkie.
Stromnetze arbeiten ohne Zwischenspeicher: Der Strom, der verbraucht wird, muss zeitgleich erzeugt werden – andernfalls drohen Frequenzabweichungen oder Versorgungsprobleme. Der Lastgang zeigt, wie sich dieser Verbrauch über den Tag verteilt. Und er hilft dabei, Erzeugung und Verbrauch ins Gleichgewicht zu bringen.
Ein typischer Lastgang besteht aus rund 35.000 Einzelwerten pro Jahr. Jeder dieser Werte steht für die durchschnittlich bezogene Leistung in einem 15-Minuten-Zeitraum. Daraus entsteht eine Lastkurve, die typische Tages- oder Jahresverläufe erkennen lässt – mit Spitzen am Morgen, einer Delle mittags und einem erneuten Anstieg am Abend.
Netzbetreiber nutzen Lastgangdaten für die tägliche Lastprognose und das Bilanzkreismanagement. Auch für Haushalte bieten sie Vorteile. Denn wer das eigene Verbrauchsverhalten kennt, kann gezielt steuern – etwa indem man die Wärmepumpe bevorzugt mittags betreibt, wenn die PV-Anlage besonders viel Strom liefert.
Die viertelstündliche Verbrauchsmessung erfolgt über sogenannte RLM-Zähler. „RLM“ steht für „registrierende Leistungsmessung“. Diese Zähler senden die Verbrauchsdaten automatisiert an Netzbetreiber oder Stromversorger. Pflicht sind sie für Abnahmestellen mit sehr hohem Verbrauch – etwa in der Industrie.
Im privaten Bereich kommt immer öfter moderne Messtechnik zum Einsatz, zum Beispiel Smart Meter. Sie erfassen den Stromverbrauch im Detail. Wer eine PV-Anlage, Wärmepumpe oder Wallbox nutzt, kann den eigenen Verbrauch so genau analysieren und besser mit der Stromerzeugung abstimmen.
Ein detaillierter Lastgang schafft die Grundlage für intelligentes Energiemanagement. PV-Anlagen erzeugen tagsüber besonders viel Strom – wenn gleichzeitig auch Verbrauch stattfindet, steigt der Eigenverbrauchsanteil. Wärmepumpen lassen sich so betreiben, dass sie überschüssige Solarenergie nutzen und Lastspitzen im Netz vermeiden.
Mit einem passenden Energiemanagementsystem wie Enpal.One kann der Betrieb automatisch angepasst werden: Die Wärmepumpe läuft dann, wenn die PV-Anlage viel einspeist; die Batterie wird bei Erzeugungsüberschuss geladen. Der Lastgang liefert dafür die nötigen Verbrauchsdaten.